Inkontinenz ist ein häufiges und oftmals tabuisiertes Problem, das viele Frauen im Laufe ihres Lebens betrifft. Ob nach einer Geburt, im Alter oder durch bestimmte Erkrankungen – die Kontrolle über Blase und Darm kann aus verschiedenen Gründen nachlassen. Eine gezielte Stärkung des Beckenbodens durch regelmäßiges Training kann hier eine entscheidende Rolle spielen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Beckenbodentraining bei verschiedenen Formen der Inkontinenz hilft, welche Vorteile es hat und wie es in den Alltag integriert werden kann.
Was ist der Beckenboden und wo genau sitzt er?
Der Beckenboden ist eine Muskelplatte, die den unteren Bereich des Beckens auskleidet und die Organe wie Blase, Darm und Gebärmutter stützt. Diese Muskulatur ist entscheidend für die Kontrolle von Blase und Darm, da sie die Harnröhre und den Anus umschließt und somit das Halten und Loslassen von Urin und Stuhl reguliert. Durch die richtige Anspannung des Beckenbodens kann die Blase geschlossen gehalten werden, während eine Entspannung zum Wasserlassen führt.
Diagnose der Harninkontinenz bei Frauen
Harninkontinenz ist keine einheitliche Erkrankung, sondern wird in verschiedene Formen unterteilt. Zu den häufigsten Formen gehören die Belastungsinkontinenz, die Dranginkontinenz und Mischformen. Bei der Belastungsinkontinenz, die vor allem beim Husten, Niesen oder Lachen auftritt, verlieren Betroffene unwillkürlich Urin. Die Dranginkontinenz ist gekennzeichnet durch einen plötzlich auftretenden, kaum kontrollierbaren Harndrang, der häufig mit einem Urinverlust einhergeht. Mischformen vereinen Symptome beider Typen und stellen eine besondere Herausforderung dar.
Belastungsinkontinenz beim Husten, Niesen oder Lachen
Die Belastungsinkontinenz tritt vor allem bei Frauen auf, deren Beckenbodenmuskulatur geschwächt ist, beispielsweise nach einer Geburt oder im Alter. Schon bei alltäglichen Belastungen wie Husten, Niesen oder Lachen kann es zum unkontrollierten Urinverlust kommen. Ein regelmäßiges Beckenbodentraining kann hier helfen, die Muskulatur zu stärken und die Symptome zu lindern.
Dranginkontinenz durch überaktive Blase
Die Dranginkontinenz, auch bekannt als überaktive Blase, ist eine weitere häufige Form der Harninkontinenz. Bei dieser Form kommt es zu einem plötzlichen, starken Harndrang, der oft nicht rechtzeitig kontrolliert werden kann. Auch hier kann ein gezieltes Beckenbodentraining dazu beitragen, die Kontrolle über die Blase zu verbessern und den Drang zu reduzieren.
Welche Vorteile hat ein gutes Beckenbodentraining?
Ein gezieltes Beckenbodentraining hat zahlreiche Vorteile. Es stärkt nicht nur die Muskulatur, sondern verbessert auch die Durchblutung und das Bewusstsein für den eigenen Körper. Frauen, die ihren Beckenboden regelmäßig trainieren, berichten oft von einer besseren Kontrolle über ihre Blase und einer Steigerung ihres allgemeinen Wohlbefindens. Außerdem kann Beckenbodentraining präventiv wirken und das Risiko einer Inkontinenz im Alter verringern.
Wer sollte seinen Beckenboden trainieren?
Grundsätzlich sollte jede Frau ihren Beckenboden trainieren, insbesondere nach einer Schwangerschaft, in den Wechseljahren und im höheren Alter. Auch Frauen, die unter Rückenschmerzen oder sexuellen Funktionsstörungen leiden, können von einem regelmäßigen Beckenbodentraining profitieren. Es ist nie zu spät, mit dem Training zu beginnen, und selbst bei bereits bestehender Inkontinenz kann es helfen, die Symptome zu lindern.
Wie erspürt man seinen Beckenboden?
Bevor mit dem Training begonnen wird, ist es wichtig, den Beckenboden gezielt erspüren zu können. Eine einfache Methode besteht darin, die Muskulatur anzuspannen, als wolle man den Harnfluss stoppen. Diese Bewegung hilft, ein Gefühl für die Lage und Funktion des Beckenbodens zu entwickeln. Das Training kann im Sitzen, Stehen oder Liegen durchgeführt werden, wobei die Beine hüftbreit auseinander stehen sollten.
Wie stärken Sie den Beckenboden im Alltag?
Beckenbodentraining lässt sich leicht in den Alltag integrieren. Schon dreimal täglich wenige Minuten reichen aus, um die Muskulatur effektiv zu stärken. Spannen Sie den Beckenboden an, halten Sie die Spannung für einige Sekunden und entspannen Sie wieder. Diese Übung lässt sich nahezu überall durchführen – ob beim Warten an der Ampel, während des Zähneputzens oder beim Fernsehen.
Beckenbodentraining im Wochenbett? Unbedingt – aber richtig!
Für Frauen nach einer Geburt ist Beckenbodentraining besonders wichtig. Die Muskulatur wurde während der Schwangerschaft und der Geburt stark beansprucht und benötigt nun gezielte Stärkung. Dabei ist es wichtig, das Training langsam zu beginnen und die Belastung nach und nach zu steigern, um den Beckenboden nicht zu überfordern. Rückbildungskurse bieten oft spezialisierte Übungen, die sich besonders gut für die Bedürfnisse nach der Geburt eignen.
Behandlung der Dranginkontinenz
Neben dem Beckenbodentraining gibt es weitere Maßnahmen, die bei der Dranginkontinenz helfen können. Verhaltenstherapeutische Ansätze, wie das gezielte Training der Blase durch zeitgesteuertes Wasserlassen, können die Symptome lindern. Auch medikamentöse Therapien können zum Einsatz kommen, wenn das Training allein nicht ausreicht.
Selbsthilfe durch Beckenbodentraining im Alltag
Ein starkes Bewusstsein für den eigenen Körper und regelmäßiges Beckenbodentraining können viele Frauen dabei unterstützen, die Kontrolle über ihre Blase zurückzugewinnen. Es lohnt sich, das Training als festen Bestandteil des Alltags zu integrieren, um langfristig von den positiven Effekten zu profitieren.
Fazit
Beckenbodentraining ist eine effektive und nicht-invasive Methode, um verschiedenen Formen der Inkontinenz entgegenzuwirken. Durch das regelmäßige Trainieren der Beckenbodenmuskulatur können Frauen ihre Lebensqualität erheblich steigern und Inkontinenzbeschwerden lindern. Es ist nie zu spät, mit dem Training zu beginnen, und die Integration in den Alltag macht es zu einer unkomplizierten Maßnahme, die langfristige Erfolge verspricht.
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